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Stadtratskolumne

Raphael Golta

Brasilien

In diesen Wochen ist Brasilien das Zentrum der Welt. Die Fernsehbilder von der Fussball-WM erinnern mich an meine persönliche Beziehung zu diesem Land: Von dort ist meine Mutter in den 60er-Jahren in die Schweiz eingewandert. Zwar habe ich selber keinen brasilianischen Pass, ich war auch noch nie dort. Aber trotzdem fühle ich mich diesem Land, aus dem uns immer wieder Verwandte besucht haben, aufgrund meiner Biographie verbunden.
Meine Mutter empfand die Schweiz häufig als ein bisschen bieder. Aus heutiger Sicht lag sie bezüglich dem Zürich von damals nicht nur falsch. Zu jener Zeit aber habe ich in unseren lebhaften Diskussionen die Schweiz jeweils verteidigt. Wie ich mich überhaupt schon immer fast als Ur-Zürcher fühlte, obwohl auch mein Vater in den 50er-Jahren zugewandert war, er aus dem Tessin.

Wenn es hingegen um Fussball ging, war ich mir mit meiner Mutter einig. Die brasilianischen Fussballer spielten sich technisch brillant in die Herzen der Fans. Sie gingen in meiner Jugendzeit allerdings regelmässig in Schönheit unter, weil sie zu verspielt waren und irgendwann einem effizienteren Team unterlagen. Auch dieses Jahr fiebere ich neben der Schweizer Mannschaft in erster Linie mit dem Gastgeber mit.

Bezüglich meiner eigenen Fussballkünste wurde mir manchmal nachgesagt, dass ich etwas von einem Brasilianer an mir habe. Das klingt gut, aber es kam jeweils noch ein Zusatz: «und zwar vom Goalie». In den brasilianischen Mannschaften meiner Jugend war der Goalie leider meistens der schwächste Spieler und trug oft massgeblich dazu bei, dass am Schluss ein anderes Team den Pokal mit nach Hause nahm. Inzwischen haben sich aber die Spielweisen angeglichen, die Brasilianer sind defensiv stärker geworden. So trage ich den Vergleich mit Fassung – und wünsche allen eine schöne WM!

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