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Stadtratskolumne

Das gesperrte Ufer

Von: Karin Rykart, Stadträtin

In diesen Tagen habe ich manchmal das Gefühl, es gebe irgendwo einen geheimen Ort, wo Mails und Briefe und SMS und Tweets ausgestossen werden, die dann zu mir dringen. Sie kommen seit zwei Wochen in schöner Regelmässigkeit, fast stündlich, es sind viele – und alle sind zum gleichen Thema. «Bitte öffnen Sie die Seeanlagen wieder!» Oder: «Wäre es nicht besser, diese Anlagen möglichst schnell zu öffnen?» Und: «Wieso kann der Park nicht schrittweise geöffnet werden?» Nicht alle sind so freundlich im Ton, es gibt Leute, die betrachten die Sperrung des Utoquais und des Oberen Letten, als habe man ihnen persönlich etwas entwendet.

Ich habe selber keine Freude an dieser Sperrung. Manchmal muss ich in meinem Amt Dinge tun, die mir nicht gefallen. Natürlich würde ich am liebsten die Uferanlagen auf der rechten Seeseite wieder öffnen und der Stadtbevölkerung zurückgeben. Natürlich verstehe ich alle, die diese Sperrung nicht verstehen. Das Argument, das ich am meisten zu hören bekomme, ist: wenn diese Anlagen offen wären, würden sich die Leute, die am See sitzen wollen, besser verteilen. Das Argument ist nicht einmal ganz falsch.

Aber das Utoquai, die Blatterwiese und der Obere Letten sind nicht nur Ausflugsziele für Zürcherinnen und Zürcher, hierher kommen auch viele Leute von ausserhalb der Stadt. Die halbe Schweiz möchte am Zürichsee «abhängen», und an diesen drei Orten, die an schönen, warmen Abenden immer überbevölkert sind, kann die Polizei das Menschenansammlungsverbot des Bundes nicht durchsetzen. In Zürich ist es für die Stadtpolizei eine grosse Herausforderung, diesem Verbot Nachachtung zu verschaffen – sie macht das gut in dieser schwierigen Zeit.

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