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Stadtratskolumne

Gerold Lauber

Das Rad der Zeit

Was habe ich mich früher gefreut über den ersten Schnee des Winters, konnte das Weiss kaum erwarten, und nun das. Ich habe mich beim Nörgeln ertappen lassen. Die Temperaturen zu früh zu tief, Tage zu kurz und Nächte zu lang, Strassen schnee- und eisglatt oder matschig und salzig, der Roller als Standardverkehrsmittel immer wieder lahmgelegt, viel Nebel, der uns vor der Sonne schwebt. Die Selbstanalyse hat ergeben oder bestätigt: Ich werde langsam alt, nicht einfach nur älter.

Das Riesenrad der Zeit dreht sich, stetig und unaufhaltsam, und ich meine, es legt an Schwung zu. Beispiele: Da hatte ich doch gerade erst die Steuererklärung 2011 eingereicht, erlaubterweise verspätet im November des letzten Jahres. Und schon steht wieder der neue Jahrgang an − hat mich wie üblich das letzte Novemberwochen­ende beschäftigt.

Oder eben erst habe ich mir doch den Kopf zerbrochen, wem ich denn was zu Weihnachten schenken möchte, ein Geschenk, das wirklich Freude bereitet und persönlich genug ist, um zu bezeugen, dass ich mich ernsthaft mit der oder dem Beschenkten «auseinandergesetzt» habe.

Im letzten Frühsommer habe ich zwei Schösslinge dem Wald entrissen und an einem vertrauten Platz gepflanzt. Dabei ging mir durch den Kopf, ob denn die kleine Lärche und das zarte Birklein schnell genug wachsen würden, um mir irgendwann noch Schatten zu spenden, und ob ich die Vögel noch würde singen hören in ihrem Geäst?

Und trotzdem: Ich freue mich auf Weihnachten, auf lange und beschauliche Abende, auf den Winter mit eisiger Kälte am Morgen beim Abmarschieren und stiebendem Schnee in der Abfahrt, auf das Neue Jahr mit neuen Begegnungen und Überraschungen, auf die ersten Frühlingsboten und den jungen Sommer, auf viele Morgen und ebenso viele Abende und – ich bin froh, dass das Rad sich dreht.

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