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Stadtratskolumne

Gerold Lauber

Der Trumpeter im Weissen Haus?

Wie war ich doch als Junge fasziniert von diesem Land! Der Wilde Westen, die Neue Welt, die Kursstärke des «Greenback», das Geheimnisvolle an allem «Made in US», Countrymusic, amerikanische Spielfilme und Präsidenten – die GIs am D-Day in der Normandie, die Big Walls im Yosemite als Eldorado der Kletterer. Über die Jahre ist die Euphorie verflogen, und heute verfolge ich völlig fassungslos die Erfolge des konvertierten Republikaners Trump im Vorwahlkampf. Wie bloss kann die Grand Old Party mit Präsidenten wie Lincoln, Roosevelt und Eisenhower diesen selbstverliebten «Meister der Bösartigkeit und des Absurden» (*) auf den Schild heben? Es droht die Gefahr, dass ein Demagoge, der Tiraden loslässt gegen Behinderte und Ausländer, der alle 1,6 Milliarden Muslime verunglimpft und Frauen beleidigt, der Mauern hochziehen will, um das Territorium, welches die Vorväter ihrerseits den Ureinwohnern stahlen, abzugrenzen, und den man aufgrund seines Verschwörungswahns und nationalistisch-rassistischen Verhaltens wohl «Faschist» nennen darf, ins Weisse Haus einzieht. Auch wenns nicht so weit kommen sollte: Sein gefährliches Spiel mit der Angst hat die amerikanische Gesellschaft bereits gespalten. Im Trend liegt «Zeichen setzen» für Rückzug und Abschottung, auch bei uns. Minarettverbot und Masseneinwanderungsinitiativen fanden Unterstützung in unserem Land, die Engländer ziehen sich auf ihre Insel zurück – dabei will Boris den Marsch nun doch nicht als Prime Minister anführen –, Madame Le Pen wittert Morgenluft, und den Nachbarn im Osten droht der freiheitliche Präsidentschaftskandidat mit dem Öxit. Wenn das nur kein böses Erwachen gibt!

* (Greil Marcus im «Tages-Anzeiger» vom 1. 7. 2016)

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