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Stadtratskolumne

Daniel Leupi

Die L_cke

Seit einigen Tagen verbreitern Bauarbeiter die Rainstrasse in Wollishofen. Endlich, denke ich mir. Halt, denken Sie nun, da stimmt doch etwas nicht. Ein grüner Stadtrat freut sich über eine Strassenverbreiterung? Ja, durchaus! Die Rainstrasse ist für Fuss- und Veloverkehr die ideale, autoarme Verbindung zwischen Teilen von Wollishofen, der Allmend und Wiedikon und entsprechend viel genutzt.

Doch mittendrin klafft eine Lücke von 140 Metern: Entlang des Friedhofs Manegg ist die Rainstrasse nur ein schmaler Weg, zu schmal für beide Verkehrsmittel. Der Weg zur Schliessung dieser kurzen Lücke war ein langer. Aber vielleicht typisch für unser politisches System. Im Jahr 2001 begann die Revision des kommunalen Richtplans. In der öffentlichen Mitwirkung wurden unter anderem etwa sechzig zusätzliche Veloverbindungen gefordert. Rund fünfzig davon nahm die Verwaltung im Entwurf zu Händen des Gemeinderates auf, darunter auch die Rainstrasse. 2003 genehmigte der Gemeinderat den neuen Richtplan mit diesem Eintrag, 2004 der Regierungsrat. Routinemässig überarbeiteten Verwaltung und Gemeinderat 2005 die Baulinien, auch an der Rainstrasse, wo sie zu schmal waren. Nun hätte die Lücke geschlossen werden können. Doch das kleine Projekt hatte keine Priorität. Die Leute aus dem Quartier fragten nach. «In den nächsten zwei, drei Jahren», wurden sie wiederholt vertröstet. Dann hiess es, 2012 werde garantiert gebaut, doch erst 2015 wurden die Verkehrsvorschriften so angepasst, dass auf dem verbreiterten Weg auch Velofahrende zugelassen sind. Im Sommer 2016 sind nun endlich die Baumaschinen aufge­fahren. Ist das Glas nun halb voll, nach dem Motto: Hartnäckige Bemühungen führen ans Ziel? Oder ist es halb leer: Unglaublich, wie lange es dauert, bis so eine kleine Sache realisiert wird? Das Urteil überlasse ich Ihnen.

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