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Stadtratskolumne

Richerd Wolff

Die Macht der Sprache

Was tue ich als Politiker tagein, tagaus hauptsächlich?
Ich beantworte Fragen, argumentiere, verhandle, überzeuge, beschwichtige, halte Reden ... kurz gesagt; ich spreche – und ich höre zu.


Da ich unbeirrbar den Dialog für den einzigen gangbaren politischen Weg in einer Demokratie halte, ist Sprache mein zentrales Arbeitsinstrument. Deshalb erlaube ich mir hier einige kritische Gedanken zum Gebrauch der Sprache in der Politik.


Sprechen ist eine Handlung und führt ganz direkt zu Konsequenzen. Darüber hinaus prägt es die Selbstwahrnehmung, das eigene Denken und die Persönlichkeit. Das heisst, es besteht eine dynamische Wechselwirkung zwischen Sprechen, ideellen Werten, intellektuellen Konzepten und Handlungen.


Sprache ist mächtig. Was einmal gesagt ist, kann nicht mehr zurückgenommen werden, selbst dann nicht, wenn man dementiert, sich entschuldigt, sich korrigiert – etwas bleibt immer hängen.
Deshalb sollte der Umgang mit Sprache sorgfältig bedacht sein.


Sprache kann fast alles: Sie kann verschleiern, beschönigen, lavieren, verletzen, verunglimpfen, lügen, manipulieren, entzweien. Sie kann aber auch einladen, benennen, erklären, respektieren, ausleuchten, erörtern, versöhnen.


Sprache kann inhaltsleer oder wahrhaftig sein. Wahrheiten gibt es viele, je nach Betrachtungsweise. Also kann Sprache nicht wahr sein, aber wahrhaftig sollte sie sein in dem Sinne, dass mein Wort Bestand hat und sowohl meine Freunde als auch meine Gegner sich darauf verlassen können.
Sprache sollte, gerade auch in einer vielsprachigen Schweiz, politisch eingesetzt werden, um Brücken zu bauen, statt Grenzen zu schliessen, um Bündnisse zu stärken, statt gegeneinander zu hetzen, und nicht zuletzt um Würde zu garantieren, statt zu diffamieren.

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