mobile Navigation

Stadtratskolumne

Claudia Nielsen

Ein Traum

Tante Trudi durfte im frühen letzten Jahrhundert nicht heiraten, denn sie hatte Tuberkulose. Selber hatte sie die Infektionskrankheit überstanden, aber man fürchtete, sie könnte sie vererben. Da es ihr nicht vergönnt war, ihren Kinderwunsch zu erfüllen, reiste sie viel, unter anderem in die Arktis. Sie hatte als alte Frau im Altersheim Trotte viel zu erzählen und strahlte stets interessierte Neugier aus. Hätte Tante Trudi später gelebt, hätte die Medizin mehr gewusst und gekonnt. Seit über 70 Jahren ist Tuberkulose keine echte Bedrohung mehr. Heute kommt diese Krankheit aus anderen Weltgegenden wieder zu uns. Es drohen unbehandelbare Resistenzen.

Um mehr darüber und über andere ansteckende Krankheiten zu lernen, besuchte ich in den Sommerferien mit einer Departements- und Unidelegation ein Kooperationsprojekt in Uganda. Gemeinsame Forschung Kampala-Zürich verspricht umsetzbarere Resultate als der Alleingang und ermöglicht den Austausch von Behandlungskonzepten. Es ist eindrücklich, wie unterschiedliche Erfahrungen beiden Seiten nützen können. In Uganda ist die Tuberkulose weit verbreitet und zu allem Elend oft mit HIV/Aids gekoppelt. Hier wie dort braucht Aids oder Tuberkulose keine tödliche Krankheit mehr zu sein.

Wenn es uns gelingt, den Tuberkulose-Behandlungserfolg unserer Breitengrade global zu wiederholen, kommt sie nicht wieder zu uns. Übertragbare Krankheiten halten sich an keine Grenzen. Wenn wir über Grenzen zusammenarbeiten, kann es uns gelingen, Tuberkulose und Aids auszurotten. Zürich-Kampala ist ein Schritt auf dem Weg dazu. Der Welt-Aids-Kongress in Südafrika formulierte eben den Traum: Bis 2030 könnte es so weit sein. Daran arbeiten wir.

zurück zu Stadtratskolumne

Artikel bewerten

Leserkommentare

Keine Kommentare

Für diesen Eintrag werden keine Kommentare mehr angenommen