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Stadtratskolumne

Ein Wert, der zählt

Von: Raphael Golta

In der letzten Zeit habe ich mich in ganz verschiedenen Zusammenhängen immer wieder mit der Frage beschäftigt, was unsere Gesellschaft im Kern zusammenhält. Und vor allem, was wir tun können, um diesen Zusammenhalt auch in Zukunft zu sichern. In guten wie in schwierigen Zeiten. Der Kitt, der unsere Gemeinschaft zusammenhält, ist die Solidarität. Wir alle sind Teil einer Solidargemeinschaft, die nach dem Prinzip funktioniert, dass wir gemeinsam stärker sind als alleine. Oder in den Worten von Mani Matter: «Dene wos guet geit, giengs besser, giengs dene besser, wos weniger guet geit». Dass die einen also für die anderen einstehen und man sich gegenseitig hilft, damit die Gemeinschaft als Ganzes profitiert. 

Nach diesem Prinzip funktioniert auch unser Sozialsystem: Einer für alle und alle für einen. Wer kann, der gibt etwas. Und wer Hilfe benötigt, erhält sie – unabhängig davon, wie lange und in welchem Ausmass zuvor Leistungen erbracht wurden. Eine Solidargemeinschaft lässt keines ihrer Mitglieder durch die Maschen fallen. Und genau darum lohnt es sich am Ende auch für alle: Denn jeder, der irgendwann in eine Notlage gerät, kann auf die Hilfe der anderen zählen. Mit dieser sicheren Gewissheit ist es leichter, den Weg in die Zukunft einzuschlagen. 

Dieses Grundprinzip unseres Zusammenlebens wird aber immer wieder in Frage gestellt. Dann nämlich, wenn gefordert wird, dass in Zukunft nur noch diejenigen Sozialhilfebeziehenden den vollen Grundbedarf erhalten sollen, die zuvor genügend eingezahlt haben und die sich «ernsthaft» um eine Ablösung aus der Sozialhilfe bemühen. Junge, Kranke, Alleinerziehende oder Langzeitarbeitslose hätten unsere Unterstützung demnach nicht mehr verdient. Damit würde unsere Gesellschaft nicht nur einen ihrer wichtigsten Grundwerte verlieren – sondern wir alle auch das feste Vertrauen in die Hilfe der anderen. 

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