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Stadtratskolumne

Gerold Lauber

Endlich! Daheim?

Zwischen Kriege, Asylangst und Parlamentspossen hat es vergangene Woche eine Meldung geschafft, die ebenso einmalig wie lobenswert ist: 33 Löwen sind in Spezialcontainern von Südamerika nach Südafrika geflogen worden. Die Tiere wurden durch die US-amerikanische Tierschutzorganisation Animal Defenders International gerettet. Jahrelang hatten die Tiere ihre Gitterverliese nicht verlassen dürfen, wurden auf Zirkuslastwagen von Ort zu Ort gekarrt und den Menschen vorgeführt. Einige waren verstümmelt, hatten eingeschlagene oder faulende Zähne; andere keine Krallen mehr oder nur noch ein Auge.

Nun kommen die Löwen in den eigens für sie reservierten Bereich eines Naturschutzparks in Südafrika. Späte Wiedergutmachung für erlittene Qualen. Vieles, eigentlich alles wird neu für sie sein in dieser Altersresidenz. Kontakte zu Artgenossen hatten sie bisher nicht, das Jagen werden sie kaum mehr lernen. Durch Parkwärter werden sie mit Fleisch und Wasser versorgt; Fortpflanzung wird verhindert durch Sterilisation oder Verhütung, Inzucht macht sie ungeeignet zur Fortpflanzung.

Die Aktion der Tierschützer verdient Respekt! Etwas seltsam muten daher die Überschriften verschiedener Medien an: «Misshandelte Löwen zurück in der Heimat», «Löwen fliegen nach Hause» oder «Aus Südamerika zurück in Afrika». Keines dieser Tiere war jemals in Afrika und hatte wohl auch nie Sehnsucht nach Savanne und warmen Felsen. Daheim war anderswo.

Wo würde ich für mich Ursprung oder Heimat festlegen wollen? Wie weit zurück und wie konkret? Bis zu den Sarazenen, die im 10. Jahrhundert im Alpenraum als mobile, berggängige Krieger Rompilger an den Alpenübergängen überfielen oder Kloster plünderten? Ich halte mich an das, was ich kenne und schätze. Es zieht mich weniger in die Heimat von damals, mein Daheim ist das Zuhause von heute. So hoffe ich, in Zürich-Schwamendingen alt werden zu dürfen.

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