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Stadtratskolumne

Daniel Leupi

Gemach, gemach

Nach dem Tempo-30-Entscheid des Stadtrats hätte man aufgrund der Medien-Lektüre meinen können, der Untergang Zürichs stehe bevor. Das erinnerte mich frappant an die landesweite Einführung des Katalysators, die der Bundesrat 1986 zur Verbesserung der Luftqualität beschlossen hatte – im Alleingang in Europa (ja, sowas gab es damals!). Ich war beeindruckt, vor allem von der Autolobby: Sie schrie Zeter und Mordio und riskierte gradewegs ihre Glaubwürdigkeit. Der Einbau sei unnötig, unzumutbar teuer und der Ruin der Autobranche (dabei hat sie daran gut verdient). Jahre später verlauteten gleiche Kreise, technischer Umweltschutz, wie eben der Katalysator, sei am besten für die Umwelt …

Ich las nach dem Stadtratsbeschluss mit Interesse, wie der Parteipräsident der SVP dagegen vom Leder zog, aber Tempo 30 in den Wohnquartieren als «Segen» für die Anwohnenden lobte. Er vertraute wohl auf kollektives Vergessen. Ich erinnere mich aber daran, dass ein Gemeinderat seiner Partei, finanziert von der Firma eines Nationalrats seiner Partei, anfangs der 1990-er Jahre gegen alle Tempo-30-Zonen Rekurs einlegte und damit die Lärmentlastung für Anwohnende um Jahre verzögerte.

Tempo 30 wird Wirkung zeigen. In verschiedene Richtungen. Ich kam dank Tempo 30 auf der Waffenplatzstrasse kürzlich glimpflich davon, als mich ein Autofahrer auf dem Velostreifen unvermittelt anfuhr. Mit den eher kritischen Auswirkungen von Tempo 30 werden Politik und Verwaltung kreativ und problemlösend umgehen. Kein Grund also für Weltuntergangsstimmung. Im Gegenteil: Die Stadt wird lebendiger.

P.S. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Regierungsrat die Sans-Papiers regularisieren sollte.

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