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Stadtratskolumne

Daniel Leupi

Gesprächsstoff

Wenn die eigene Tochter bei einem Theaterstück Co-Regie führt, macht der Vater – in diesem Fall ich – selbstverständlich im persönlichen Umfeld ein bisschen Werbung. Er wünscht sich schliesslich für die Crew ein volles Haus. Das war nicht das Problem. Denn das Stück ist berühmt, und die Aktionshalle der Roten Fabrik war dreimal ausverkauft. Nein, das Problem lag woanders: So einfach fiel es mir dann doch nicht. Nicht, wenn der Titel des Stücks «Die Vagina-Monologe» lautet.

1998 hat die New Yorker Theaterautorin Eve Ensler das gleichnamige Buch veröffentlicht. Es umfasst 200 Interviews mit Frauen aus aller Welt zum Thema Sexualität. Wikipedia beschreibt das Stück so: «So reichen die Beschreibungen von einer Vergewaltigung in Bosnien über die ersten sexuellen Erfahrungen einer Dreizehnjährigen bis hin zu Erzählungen einer über 70 Jahre alten Frau. Die einzelnen Monologe sind dabei von unterschiedlichem Tenor, mal ernst, poetisch oder humoristisch.» So war auch die Theateraufführung. Die Schauspielerinnen erzählten. Kraftvoll, klar, persönlich, stellenweise anklagend, oft auch augenzwinkernd und lustig, unterhaltend, dann wieder anspruchsvoll.

Nach dem Schlussapplaus sagte eine Kollegin, knapp eine Generation älter als ich, sie wisse nicht, ob das für Männer nicht ein bisschen ein «schwieriges» Thema gewesen sei. Das finde ich nicht. Aber wie meine Kolleginnen, die mit ihren Töchtern das Stück besuchten, denke ich: Wir hätten das nie mit unseren Eltern gemacht. Mit unseren Kindern dagegen schon. In diesem Punkt sind diese und die nächste Generation ein Stück weiter. In einigen anderen Punkten ist es die Gesellschaft aber nach wie vor nicht – zulasten der Frauen.

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