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Stadtratskolumne

Martin Waser

Gesundes Essen

Haben Sie auch gehört, dass es ungesund sei, jeden Tag mehr als 40 Gramm Wurst zu essen? Ehrlich gesagt, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass das besonders gesund sein könnte – trotzdem hat eine internationale Studie dieses Inhalts grosses Aufsehen erregt. Kaum ist die Cervelat-Krise mit den fehlenden Rinderdärmen überwunden, will uns die Wissenschaft die Freude an den Würsten vergällen.

Ernährung ist für die Gesundheit wichtig, und Gesundheit ist ein hohes Gut. Darum erstaunt es nicht, dass wir uns immer wieder einmal überlegen, wie wir sie durch unser Essverhalten fördern oder ihr zumindest nicht schaden könnten. Die Art und Weise, wie sich die Leute um ihre Gesundheit kümmern wollen, ist aber manchmal ziemlich ungesund: ob nur noch Rohkost oder möglichst wenig Kohlenhydrate, ob keine tierischen Fette mehr, nur noch Olivenöl oder möglichst überhaupt kein Fett – ich habe das alles selber nie ausprobiert, aber kann mir nicht vorstellen, dass so etwas für uns gut sein soll. Unverkrampfter Genuss und Abwechslung sind sicher das viel bessere Rezept als die Beschränkung auf rohes Wurzelgemüse oder die Verbannung aller Teigwaren.

Es sieht manchmal wie eine Ersatzreligion aus, wenn Leute mit grossem Eifer ihre Ernährung auf den Kopf stellen. Der neue Speiseplan scheint von Angst und schlechtem Gewissen gesteuert: Er gibt Halt und verspricht die Umkehr vom Weg, der ins Verderben führt. Doch ich bezweifle, dass diese einfachen Lösungen funktionieren. Das Leben bleibt auch mit Rohkost gefährlich, und pflanzliche Fette beruhigen keine Schuldgefühle. So bleiben schliesslich zwei Erkenntnisse. Erstens: Ernährung nach wilden Prinzipien fördert weder das Wohlbefinden noch die Gesundheit. Zweitens: Essen wir doch einfach, was wir gerne haben, abwechslungsreich und in vernünftiger Menge.

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