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Stadtratskolumne

Claudia Nielsen

Herbst am Westkap

Klar. Zeit im Freundeskreis verbringen, ans Herz gewachsene Orte besuchen – das war der Hauptzweck meiner Frühlingsferien im südafrikanischen Herbst. Aber das Kennenlernen des Gesundheitssystems an der Südspitze Afrikas passte gut hinein. Als ich die Township vor 30 Jahren besuchte, war weit und breit kein Spital. Die Kranken aus armen Gegenden hatten weite (und damit teure) Distanzen zu bewältigen. Heute durchzieht ein durchdachtes System von Gesundheitsinstitutionen das Westkap.

Krankheiten sind Aids, TB, Diabetes, Bluthochdruck . . . Fast ein Drittel kommt aber wegen Verletzungen: Verkehrsunfälle, Vergewaltigungen, Schiessereien und Schlägereien. Die Video-Überwachungszentrale sieht aus wie in einem Film. Ob Privat­spital in einer armen Gegend oder einer vornehmen, ob öffentliches Gesundheitszentrum oder Distriktspital, überall nahm ich ausgesprochene Höflichkeit und Ernsthaftigkeit wahr. Es wird viel getan, und viel ist erreicht worden.

Gegen 90 Prozent der Bevölkerung kann sich keine privat keine Behandlung leisten und bekommt diese im öffentlichen Sektor. Wer sich eine private Krankenversicherung leisten kann, braucht auf einen Eingriff selten zu warten. Wer keine oder eine Teilversicherung hat, und das ist auch in der Mittelschicht nicht selten, muss von der Leiter stürzen, um rasch ein neues Hüftgelenk zu bekommen. Oder einen (einfluss-)reichen Onkel haben.

Ich liebe mein Geburtsland. Aber ich bin froh, für eine städtische Gesundheitsversorgung und für zwei Stadtspitäler zuständig zu sein, die für alle da sind. Unabhängig von der Krankenkasse, dem eigenen Portemonnaie oder der Verwandtschaft bekommt man die Behandlung, die man braucht. Nach meiner Reise setze ich mich erst recht weiterhin dafür ein, dass dies auch so bleibt.

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