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Stadtratskolumne

Richard Wolff

"Im Namen Gottes des Allmächtigen!"

So beginnt die Präambel zu unserer Bundesverfassung. Weiter ist dort zu lesen: «Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen», und vorausgesetzt wird «Solidarität und Offenheit gegenüber der Welt». Beide Zitate drücken gesellschaftliche Grundwerte aus, über die Konsens besteht.

Daraus lässt sich die Verpflichtung zu einer menschlichen und unbürokratischen Flüchtlingspolitik ableiten. Täglich sterben Flüchtlinge auf ihren Flucht­wegen. Tausende sind im Mittelmeer ertrunken. Hunderttausende vegetieren in Lagern. Und was beschäftigt die politische Elite Europas? Sie debattiert endlos über Kontingente und Verteilschlüssel.

Wie viele Vertriebene müssen noch sterben?

Vor 70 Jahren war das Boot schon einmal voll. Ist es jetzt wieder so weit?

Warum weigert sich die Schweiz hartnäckig, sich als Einwanderungsland zu sehen? Wir sind eines. Seit Jahrzehnten sind wir sogar eines der wichtigsten Einwanderungsländer der westlichen Welt – vor Kanada, Schweden und den USA. Hat uns das geschadet? Im Gegenteil. Wir sind auf Einwanderung angewiesen. Die Wirtschaft braucht Fachkräfte, unsere überalterte Gesellschaft braucht junge Leute und Kinder. Flüchtlinge sind in erster Linie bedrohte, verfolgte Menschen, aber sie sind auch künftige Arbeitskräfte für unser Land. Heissen wir sie willkommen, geben wir ihnen eine Zukunft. Das Wichtigste ist jetzt: Setzen wir uns für sichere Fluchtwege ein! Wir, die wir das Privileg haben, in einem der reichsten Länder der Erde zu leben, sollten unsere Bundes­verfassung ernst nehmen und umsetzen, was diese fordert. Es wird uns als Gesellschaft stärken und als Nation bereichern.

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