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Stadtratskolumne

In der Nähe von Nizza

Die beiden Dorfpolizisten tragen schusssichere Westen. Sie schlendern auf und ab, unterhalten sich mit Ansässigen, sind einfach da, während wir beim Apéro dem Jazzduo auf der Esplanade zuhören. Am Hafen patrouillieren zwischen Hüpfburgen, dem Riesenrad und dem Fischmarkt drei Armeeangehörige mit Maschinenpistolen. Morgens am Strand scheint alles entspannt, wie immer. Grossfamilien breiten Badetücher aus. Rentnerpaare installieren ihre Sonnenschirme. Die Bademeister, unbewaffnet in Shorts und T-Shirt, beobachten gelassen das bunte Treiben. Im Alltag ist keine Hektik und keine Panik spürbar. Jedoch sind die Slogans «Solidaire avec Nice» und «Liberté, Egalité, Fraternité» überall manifest, ebenso das Gedenken an die Opfer des Terrors. Der Schock sitzt tief. Niemand weiss, wie die langfristigen Folgen aussehen werden und wie sich die Gesellschaft angesichts solcher Bedrohung verändern wird. Die Frage, ob das Sicherheitsdispositiv in Nizza angemessen war, dominiert nach dem ersten Entsetzen den öffentlichen Diskurs und natürlich auch die Frage nach den politisch Verantwortlichen. Ein wüstes Hickhack zwischen lokalen und nationalen Behörden ist in vollem Gang: Voreilige Analysen münden in Verschwörungstheorien, die schliesslich im Vorwurf der «Staatslüge» gipfeln, was umgehend mit Diffamierungsklagen quittiert wird. Die Medien zeigen ein Bild von Verantwortungsträgern, die sich gegenseitig die Schuld zuschieben, statt sich mit den gesellschaftlichen und sicherheitspolitischen Folgen des Anschlags auseinanderzusetzen, sich mit weitreichenden Konzepten der Prävention zu befassen und sich um die Opfer und Hinterbliebenen zu kümmern. Wichtig wäre aber, an die Zukunft zu denken. Eine Zukunft, die wir als Zivilgesellschaft in Europa solidarisch und in Freiheit zu meistern haben werden.

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