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Stadtratskolumne

Stadtrat Daniel Leupi, Finanzdepartement

(Kein) Theater

Von: Daniel Leupi

Am letzten Freitagabend hat der Gemeinderat nach 14 Stunden die Beratung zum Budget abgeschlossen. Mit 71 zu 49 Stimmen setzte er den Haushalt der Stadt Zürich für das Jahr 2022 fest.

Während der langen Beratung gönnen sich die Parlamentsmitglieder hin und wieder eine Zigi oder etwas frische Luft. Auch ich stand ab und zu vor der Türe. Einmal mit SVP-Gemeinderat Stefan Urech, als ein Passant uns fragte, ob hier der Eingang zum Theater sei. Wir schauten beide leicht verdutzt; und waren einen Moment lang versucht, den Herrn in den Gemeinderatssaal zu lotsen. Denn es gibt Menschen, die die Budgetdebatte mit einem Theater vergleichen. Aber nein: Der Mann wollte ins benachbarte Theater 11, wohin wir ihn verwiesen. Das Budget war wohl nicht seine gewünschte Freitagabendunterhaltung ...

Ich habe als Gemeinderat und Stadtrat 18 Budgetdebatten miterlebt. Als Theater würde ich sie nicht bezeichnen. Aber Unterhaltungswert, das haben sie (manchmal) schon: träfe Vergleiche und anschauliche Wortbilder. Versprecher und unfreiwillige Komik. Gemeinderatsmitglieder beider Seiten, die nur schwarzmalen können; derweil am Rednerpult und in den Bänken die Köpfe rot und röter werden. Legendäre Voten, die noch nach Jahren nacherzählt werden. Da werden Wetten angeboten und dort wird wortreich erklärt, dass das Quartier X zu kurz kommt. Das alles von Miliz-Parlamentarier*innen, die sich in ihrer Freizeit in ein 9,5-Milliarden-Budget seriös und fundiert vertiefen. Chapeau!

Und wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, der Meinung sind, das Geld der Stadt Zürich werde nicht zweckmässig eingesetzt: Am 13. Februar 2022 sind Wahlen.

PS: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Regierungsrat die Sans-Papiers regularisieren sollte.

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