mobile Navigation

Stadtratskolumne

Raphael Golta.

Kommen und Gehen

13,79 Kilometer pro Stunde – so schnell ging sie, die schnellste Geherin an der Leichtathletik-EM vergangene Woche. Das heisst, sie ging schneller, als ich eine längere Strecke rennen könnte. Dafür bekam sie eine Goldmedaille, und zwar von mir überreicht. Glücklicherweise stand sie auf dem Podest still, sonst wäre ich ihr wohl kaum nachgekommen. Das war letzten Donnerstagabend. Mein Auftritt im Rahmen der EM war kurz und bescheiden. Das ist auch gut so, der Sport ist das Feld der Sportlerinnen und Sportler. Wir Politiker haben unsere eigenen Bühnen. Auf einer solchen hatte ich am Morgen davor gestanden. Ich gab Auskunft über meine ersten 100 Tage als Sozialvorsteher der Stadt Zürich. 100 Tage, das ist die Schonfrist, die frisch gewählten Stadträten eingeräumt wird. Dass sie zu Ende war, entnahm ich bereits am folgenden Tag der Zeitung: Obschon der Stadtrat bereits vor einem Monat ein Bündel Sparmassnahmen verkündet hatte, landete ich – von Häme begleitet – auf der Titelseite: Ein SP-Mann, der bei der Kinderbetreuung sparen will!

Wie die Regenschauer der vergangenen Wochen prasste die Kritik auf mich hernieder. Wenn im Sozialdepartement gespart werden muss, tut das immer jemandem weh. Entgegen der Schlagzeile habe ich keinen Abbau veranlasst, sondern einen gebremsten Ausbau der subventionierten Krippenplätze. Ich habe mich entschieden, an einem Ort zu kürzen, wo kein bisheriger Bezüger direkt betroffen ist. Wo keine Stellen abgebaut werden müssen und keine bestehenden Krippenplätze gefährdet sind. Trotzdem, eine Medaille habe ich mir letzte Woche nicht verdient. Aber die würde ich auch im Sport nicht bekommen. Dazu renne ich zu langsam. Also bleibt die Politik meine Bühne, auch wenn man nicht immer gewinnen kann.

zurück zu Stadtratskolumne

Artikel bewerten

Leserkommentare

Keine Kommentare

Für diesen Eintrag werden keine Kommentare mehr angenommen