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Stadtratskolumne

Lärm und Stille

Ich weiss nicht, wie es Ihnen ergeht – das Grundrauschen oder den Grundlärm in einer Stadt höre ich normalerweise nicht. Erst dann, wenn der Lärmteppich weg ist, fällt er auf. So jedenfalls ergeht es mir. So ist es mir mehrmals ergangen während des Lockdowns. Am frühen Morgen zum Beispiel: Kein Lärm von Flugzeugen am Himmel, kein Brummen von Lastwagen auf der Strasse, kein permanentes Rauschen von Autos, die in die Stadt hineinfahren.

Ich gewöhnte mich an die Stille. Und als der Lärmteppich dann wieder da war, musste ich mich erst wieder an ihn gewöhnen.

Lärm kann stören. Aber nicht immer und nicht jede oder jeden. Lachen und laute Gespräche aus einem Gartenrestaurant oder Musik aus einer Bar gehören für die einen zu einer lebendigen Stadt. Andere fühlen sich dadurch gestört, manchmal so stark, dass sie die Polizei rufen. In einer Stadt wie Zürich gibt es viele Lärmquellen – Baulärm, Glockengeläut, Kinder, die auf dem Pausenplatz kreischen, Jugendliche mit Boxen, aus denen Beats die Umgebung beschallen. Wie gesagt, nicht alle stören sich daran. Im Gegenteil, diese Geräusche können durchaus ein Zeichen von Lebensfreude sein, von einer Stadt, die lebt.

Es gibt aber eine Art von Lärm, die ausnahmslose alle ärgert (ausser natürlich den Verursacher). Vor dem Lockdown war dies schon so und nach der Erfahrung der Lockdown-Stille fällt er noch mehr auf. Es ist ein unnötiger und mit Absicht verursachter Lärm: Das blödsinnige Beschleunigen des Autos, der Knall aus dem Auspuff, das hochtourige Fahren auf den Zürcher Strassen. Das Imponiergehabe sogenannter Poser. Junge Männer, die sich aufplustern. Für sie ist das Auto die Verlängerung ihrer Person. 

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