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Stadtratskolumne

Lieber Sturm

Von: Filippo Leutenegger

Du willst es wissen. Zwei Mal hast du die Segel am Münsterhof getestet. Nicht schlimm, der Schaden war jeweils gering und rasch behoben. Und für die kaputten Schirme vom Sechseläutenplatz ist der Anbieter soeben bis auf den letzten Rappen aufgekommen. Also wie versprochen: Sturmentwarnung für die Steuerzahlenden. Anhaltender war der Sturm im Wasserglas. Du bist eben nicht der einzige, der gerne Wind macht. Menschen und Medien lieben das auch. Damit muss ich umgehen. Schon im Schultheater spielte ich Prospero in Shakespeares «Der Sturm».

Meine Politkarriere begann ebenfalls mit einer Sturm-und-Drang-Phase. Dann kam meine Zeit beim Schweizer Fernsehen, wo ich ebenfalls wetterfest sein musste. Ums Jahr 2000 herum wurde die Sendung «Meteo» immer noch aufgezeichnet. Meteo-Leiter Thomas Bucheli wollte live senden. Doch für eine Livesendung fehlte das Studio. Als Chefredaktor hatte ich die Idee: Wir gehen aufs Dach! (Nei, Roger, das han ich erfunde…). Gesagt, getan. Doch dann ging ein Sturm der Empörung durchs Fernsehland. Die Reklamationen windeten nur so ins Haus. Leute knallten während der Sendung im Hintergrund Petarden in die Luft. Jemand plante, mit dem Helikopter ans Dach zu fliegen und die Sendung mit Musik zu beschallen. (Was die Flugsicherung in Kloten allerdings nicht erlaubte). Doch wir liessen uns nicht umblasen. Es hat sich gelohnt. Das Meteo vom Dach ist bis heute die Lieblingssendung des Schweizer Fernsehens.

Nicht alles klappt auf Anhieb. Im Gegensatz zu Shakespeares Prospero kann ich nicht zaubern. Aber dranbleiben kann ich und dem Gegenwind standhalten. Ich freue mich auf wetterfeste Schirme auf dem Sechseläutenplatz. Dann bist du wieder dran, lieber Sturm.

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