Stadtratskolumne
Notbrücke statt Umwege
Anfang September erhielt ich ein Mail aus dem Gemeinderat. Es ging um die in Angriff genommene Erneuerung der Fussgängerbrücke über die Glatt in der Aubrugg. Die Verbindung werde rege benützt von Spaziergängern, Joggerinnen, Hundehaltenden und nicht zuletzt auch von Schulkindern. Diese hätten während der Bauzeit einen wesentlich weiteren Schulweg, und das jetzt, da die dunkle Jahreszeit losgehe. Es sei eine Zumutung, die Brücke für fünf Monate einfach zu entfernen.
Die Verfügung zum Neubau der Fussgängerbrücke hatte ich erst kürzlich unterschrieben. Das Projekt war solide durchdacht und geplant. Weder die Projektleitung noch meine Stabsmitarbeitenden erkannten ein Problem, und ein Umweg während der Bauzeit schien uns zumutbar. Allein, die Schulkinder hatten wir vergessen.
Ich rief die Schulkreispräsidentin an, und es zeigte sich, dass rund 60 Primar- und Sekundarschulkinder betroffen gewesen wären. Der Schulweg hätte sich während des Neubaus um 660 Meter pro Weg verlängert. Ein einfacher Ersatzsteg liess sich für rund 5 Prozent der Projektkosten innert einer Woche bauen. Als ich all diese Angaben hatte, entschied ich, den provisorischen Ersatzsteg erstellen zu lassen. Die Quartierinformation und die Medienmitteilung dazu verschickten wir gleich am nächsten Morgen.
Einige Tage später erfuhr ich, dass das Thema im Quartier bereits Wellen geschlagen hatte. Das erstaunte mich nicht weiter, denn als Vater musste auch ich mich fragen: Wie würde ich reagieren, wenn meine Kinder täglich einen so langen Weg im Dunkeln dem Fluss entlang gehen müssten? Ich finde, die Sicherheit unserer Kinder muss erste Priorität haben.
Bei der Bewältigung der Aufgaben als Stadtrat sind das die Momente, die eine grosse Befriedigung geben: dass man unbürokratisch und rasch zugunsten der Bevölkerung ein Problem lösen kann.
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