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Stadtratskolumne

Gerold Lauber

Rechte für alle gleichermassen

In Indien war ich noch nie. Man spricht von einem Schwellenland, der grössten Demokratie der Welt, von 1100 Millionen Menschen zwischen den hohen Bergen des Himalaja im Norden und Kap Komorin, zwischen Myanmar im Nordosten und der Wüste Thar, von enormen kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Gegensätzen, von Elitehochschulen und Analphabetismus, von einer wachsenden städtischen und gut ausgebildeten Mittelschicht und einem Kastensystem, das mit Ausschluss, physischer Gewalt oder Mord bestraft, wer sich den Ritualen und Regeln seiner Kaste widersetzt. Früher suchten junge Leute in Indien nach dem Sinn des Lebens, heute lagern internationale Konzerne administrative Arbeiten und IT-Prozesse nach Bangalore aus.

In den letzten Monaten gingen bedrückende Schlagzeilen um die Welt. Berichte über Gruppenvergewaltigungen überschlugen sich. Ein solches Verbrechen an einer Frau wurde dem Vernehmen nach durch einen Polizeioffizier so kommentiert und schon fast entschuldigt: Es herrsche halt in der Gegend Männerüberschuss, das müsse wissen, wer sich dort aufhalte. Das mit dem Männerüberschuss stimmt: Gemäss einer jüngeren Studie verliert Indien jährlich Hunderttausende ­Frauen durch Abtreibungen, Vergewaltigungen, Verbrennungen oder Mitgift­morde.

Der Himmel ist hoch, und Indien ist weit. Wir sollten uns hüten, Menschen in anderen Ländern und Kulturen vorschreiben zu wollen, was sie als Recht oder Unrecht zu verstehen haben. Aber: Es gibt Rechte, Menschenrechte, die jedem Menschen gleichermassen zustehen, universell, unveräusserlich und unteilbar, auch für Mädchen und Frauen, überall auf dieser Welt. In Indien fordern Frauen und Männer dies nun vermehrt ein, auf der Strasse, das ist gut so und lässt Hoffnung auf­kommen.

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