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Stadtratskolumne

Reisen bildet

Von: Daniel Leupi

Im Sommer haben meine Frau und ich uns einen alten Traum erfüllt: Eine Velotour durch das Baltikum. Nur schon die 53-stündige Anreise mit Zug, Schiff und erneut Zug nach St. Petersburg, wo wir uns mit einem mitradelnden Paar trafen, war eindrücklich. Die imperiale Wucht und Eleganz der Architektur im «Venedig des Nordens». Die wunderbare Altstadt von Tallinn und die lebendige Gewerbebrache hinter dem Bahnhof. Nigelnagelneue S-Bahn-Niederflur-Kompositionen in Estland und alte Blechkisten sowjetischer Produktion in Lettland. Achthundert prächtige Jugendstil-Fassaden in Riga.

Weite, viel, viel dünner als in der Schweiz besiedelte Landstriche. Exzellente Englisch-Kenntnisse der jüngeren Bevölkerung, die Älteren hatten bis 1990 Russisch als erste Fremdsprache und blieben meist dabei. Die mediterrane Stimmung am breiten Sandstrand von Pernau. Überraschend feine Küche, vor allem in Estland. Viel buntere Pflanzenvielfalt entlang der Strassen als bei uns, weil die Landwirtschaft weniger extensiv betrieben wird. Die alte Reichsautobahn Aachen – Königsberg, von der Originalstrecken für Velos befahrbar sind. Die neue Autobahn grad daneben, in Russland übrigens auch für Velos zugelassen… Die grobe Atmosphäre in der Innenstadt von Kaliningrad, total dominiert vom Autoverkehr.

Die akribischen Grenzkontrollen der Russen, die von den polnischen Einreisekontrollen gar getoppt wurden. Willkommenskultur geht anders. Danzig mit seiner schönen Altstadt und dem eindrücklichen Museum zum zweiten Weltkrieg, das die nationale Regierung patriotischer umbauten will. Alles in allem sehr spannende 1600 Kilometer auf dem Rad. Selten traf auf Ferien der Spruch «Reisen bildet» so sehr zu, wie auf diese vier Wochen.

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