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Stadtratskolumne

Daniel Leupi

Risse

Ich weiss nicht, ob es Ihnen schon aufgefallen ist: Durch die Stadt ­Zürich ziehen sich Risse. Zum Beispiel von der Germaniastrasse bis zur Sprecherstrasse. Oder vom Sihl­quai quer durch die Kreise 5, 4 und 3 bis zur Haldenstrasse. Und auch von der Agnes- bis zur Bubenberg­strasse. Breit ist der Riss von der Käferholzstrasse bis zum Medikerweg, eher schmal derjenige von der Viktoria- zur Möhrlistrasse.

Nun sind die Risse, die ich meine, keine Risse, wie sie andernorts nach Erdbeben auftreten. Der Asphalt ist nicht gespalten, und es droht Ihnen keine Gefahr, in einen Graben zu fallen. Es ist auch nicht die Art Risse, wie sie in Städten mit verfeindeten Bevölkerungsgruppen auftreten, wo die Leute links und rechts der Stras­se nichts miteinander zu tun haben wollen und in ihren eigenen Sphären leben, wenn möglich noch mit Mauern voneinander getrennt. Nicht einmal die jüngsten Wahlen haben derartige Verwerfungen in Zürich zu erzeugen vermocht . . . Und die be­obachteten Risse sind auch nicht durch Baustellen bedingt.

Nein, die Risse sind ganz harmlos. Auf den grossen Plätzen der Stadt hängt seit noch nicht allzu langer Zeit ein neuer Typ von Stadt­plänen. Übersichtlich und schön gestaltet. Durch einige der Pläne ziehen sich aber Risse unterschiedlicher Zahl und Länge, während andere rissfrei sind. Des Rätsels Lösung: Dort, wo die Pläne nach Süden ausgerichtet sind, hat das Papier der Sonnen­wärme nicht standgehalten und ist gerissen. Es ist zwar lästig, wenn  dort, wo man sich auf der Karte orientieren will, eine Lücke klafft. Aber diese Risse lassen sich glücklicherweise mit einfachen Mitteln beheben – ganz anders als Risse, die zum Teil diskret, zum Teil offensichtlich durch unsere Gesellschaft gehen. Solche Risse müssen wir von Beginn weg zu verhindern versuchen.

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