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Stadtratskolumne

Martin Waser

Schatten und Sonne

Geht bei Ihnen vor den Sommerferien jeweils auch alles drunter und drüber? Bei mir war es dieses Jahr besonders hektisch.

Die erste Jahreshälfte war ja schon meteorologisch etwas speziell: Der Winter wollte nicht mehr aufhören, der Frühling kam einfach nicht. Die Sonne meldete sich flächendeckend ab und liess sich durch starken Regen vertreten, der vielerorts Überschwemmungen mit sich brachte. Die Spargeln blieben viel zu lange im Boden, die Erdbeeren wurden faul statt reif. Ende Juni trugen die Leute Pullover wie sonst im Februar. Es hätte mich auch nicht mehr gross erstaunt, wenn die Warenhäuser mit dem Verkauf von Weihnachtsschmuck begonnen hätten.

Die Arbeit fühlte sich nicht viel besser an als das Wetter: Vor den Sommerferien kam so viel zusammen, das er­ledigt werden musste, dass mich ernsthafte Zweifel beschlichen, wie ich das alles noch schaffen sollte. Kaum glaubte ich, etwas einen Schritt vorwärtsgebracht zu haben, kam es schon wieder ins Stocken. Kaum war ein Geschäft vom Tisch, flatterten zwei weitere herein. Es sah aus, als müsse man alle Hoffnung fahren lassen.

Aber wie jedes Jahr liess sich im letzten Moment alles erledigen, und der Abreise in die Berge stand nichts mehr entgegen. Nun, mitten in der Ferienzeit, haben sich die Wolken verzogen, und auch wenn der Frühling ausfiel, ist es doch Sommer geworden. Wenn Sie dies lesen, bin ich ein anderer Mensch als vor drei Wochen. Ich geniesse die freie Zeit, wandere, schlafe und lese, koche und esse und tue auch gerne einmal gar nichts. Fast freue ich mich schon ein bisschen, irgendwann gut erholt wieder nach Zürich zurückzukehren.

So bleiben schliesslich zwei Erkenntnisse: Erstens: Auch wenn die Sonne verschwindet, sollte man nie dem Trübsinn verfallen. Zweitens: Wenn sie scheint, muss man auftanken – es kommen auch wieder düsterere Zeiten.

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