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Stadtratskolumne

Martin Waser

Schicksal

Sind Sie ein schicksalsgläubiger Mensch? Ich bin es nicht. Ich bevorzuge, Schmied des eigenen Glücks zu sein. Wer versucht, sein Leben – sein Schicksal – in die eigene Hand zu nehmen, agiert besser als aus einer Opferrolle heraus.
Gleichzeitig ist mir aber sonnenklar, dass unser Schicksal von Umständen abhängt, für die wir nichts können, und dass im Leben viel Glück oder Pech dabei ist. Manche kommen schon mit Veranlagungen zu Gebrechen auf die Welt, und wir können jederzeit beim Wandern abstürzen, unters Tram geraten oder in einer vermeintlich sicheren Situation schwer zu Schaden kommen. Ich bin überhaupt kein religiöser Mensch, aber dieser Unwägbarkeiten des Lebens müssen wir uns bewusst sein.

Vielleicht hat es mit dem Bedeutungsverlust der Religion zu tun, vielleicht verleitet uns der technologische Fortschritt zur Annahme, alles sei mach- und steuerbar: Jedenfalls scheint mir, dass die Bereitschaft der Menschen, höhere Gewalt und Zufälle zu akzeptieren, rapide abgenommen hat. Als Stadt sind wir täglich mit Ansprüchen konfrontiert, die mir übersteigert erscheinen – mit einer 100-Prozent-Mentalität, dass alles sofort geflickt werden muss und kein Aufwand zu gross ist, damit jede Gefahr kontrolliert werden kann.
Natürlich ist es die Verantwortung der Stadt, unnötige Risiken zu minimieren. Aber der Glaube, man könne das Leben mittels staatlicher Massnahmen absolut sicher machen, ist wirtschaftlich unrealistisch – und schon gar nicht möglich. Einige Unsicherheiten müssen wir also aushalten – so tragisch die Folgen sein können.

So bleiben schliesslich zwei Erkenntnisse: Erstens: Man sollte die Menschen nicht leichtfertig Risiken aussetzen. Zweitens: Das Leben bleibt aber leider gefährlich.

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