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Stadtratskolumne

Daniel Leupi

Silvester im Zug

Ich weiss nicht, wie Sie, liebe Lese­rinnen und Leser, den Übergang vom alten zum neuen Jahr verbracht haben. Gemütlich sitzend im Kreis Ihrer Angehörigen? Im Stehen anstossend und küssend? Oder irgendwo draussen mit Feuerwerk und Schneebar?


Bei mir war es dieses Jahr leider eher ungemütlich in einem Regionalzug; meine Frau und ich genossen den Abend im Restaurant eines bekannten Kochs in einem Dorf in der Surselva. Das Essen war sehr fein – aber wir konnten es drehen und wenden, wie wir wollten: Der letzte Zug zurück zu unserer Unterkunft fuhr nach Fahrplan wenige Minuten vor Mitternacht! Statt anzustossen und Feuerwerk zu betrachten, stiegen wir also wenige Sekunden vor 24 Uhr in den Zug ein und «genossen» den Jahreswechsel in der «gemütlichen» Atmosphäre eines ­neonröhrenbeleuchteten Wagens der Rhätischen Bahn zusammen mit drei anderen, versprengten Reisenden, die der Zufall des Lebens dorthin gebracht hatte. Diese Situation war irgendwie so speziell, dass sie fast schon wieder gut war. Und der anschliessende Spaziergang vom Bahnhof zu unserer Unterkunft durch die Stille eines Alpentals mit Blick auf das Feuerwerk in Disentis in der Ferne entschädigte uns vollumfänglich.


Weshalb ich das alles erzähle? Durch diese Fahrt ist mir wieder einmal bewusst geworden, dass – wenn alle feiern – es Menschen gibt, die getrennt von ihren Familien und Freunden auch an Tagen wie Weihnachten und Silvester ihren Dienst leisten. Lokführer und Zugführer des RhB-Zugs haben uns sicher zurückgebracht. Sie sind natürlich nicht die Einzigen: Im ganzen öffentlichen Verkehr, bei den Blaulichtorganisationen, in den Spitälern und vielen anderen Orten ­stehen Leute im Einsatz, wenn andere feiern. Dafür gebührt diesen Frauen und Männern unser aller Dank!


Ihnen allen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich 2015 – im Internationalen Jahr des Lichts – viel Sonne – im echten wie im übertragenen Sinne.

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