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Stadtratskolumne

André Odermatt

Stadtgeschichte zum Greifen nah

Über die Ostertage bin ich wieder einmal ausgiebig durch unsere Stadt gewandert. Und wie so oft in den letzten Wochen habe ich auch bei den archäologischen Grabungen auf dem Münsterhof einen kurzen Moment innegehalten. Damit bin ich nicht der Einzige. Fast jeder Spaziergänger, jede Geschäftsfrau und jeder Tourist bleibt diese Tage vor dem Fraumünster stehen und wirft einen neugierigen Blick in den tiefen Graben, der sich quer über den Münsterhof zieht. Die Menschen bleiben aber nicht nur stehen, sondern gehen auf die Archäologen und Archäologinnen zu, stellen Fragen zu dem, was da unter der Erde vor sich geht. Denn da gibt es einiges zu bestaunen: Überreste eines mittelalterlichen Friedhofs mitsamt menschlichen Skeletten, Keramikplatten einst stolzer Marktbuden, hölzerne Wasserleitungen aus dem 17. Jahrhundert, Spuren des Rösslitrams, das über den altehrwürdigen Platz fuhr, und alte Ufermauern, die das Fraumünster vor dem Wasser der Limmat schützten.


Die historischen Fundstücke, die die Archäologinnen und Archäologen auf dem Münsterhof mit Schaufeln, Hacken und Pinseln ans Tageslicht befördern, haben einen hohen Wert. Sie zeigen uns, woher wir kommen, und bringen uns ein Stück näher an unsere Wurzeln, an unsere Vergangenheit. Ein Umweg zum Münsterhof lohnt sich diese Tage also alleweil. Doch viel Zeit bleibt nicht, um die kulturellen Schätze zu begutachten: Die Grabung arbeitet sich Schicht für Schicht ins Erdreich vor, und ständig gibt es neue Fundstücke zu bestaunen, die nicht alle ­archiviert werden können.


Bei all diesen historischen Einblicken freue ich mich jetzt aber auch auf die Zukunft des neu gestalteten Münsterhofs. Die Bauarbeiten sind im vollen Gange, und schon bald werden wir alle den ­autofreien Platz vor dem Fraumünster geniessen können.

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