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Stadtratskolumne

Raphael Golta

Tag der Arbeit und die Scanner

«Wollen Sie Ihren Einkauf nicht lieber selber scannen?» So die Aufforderung, wenn ich mich in die Schlange der Supermarkt-Kasse einreihe. «Nein, will ich nicht.» Auch aus Überzeugung. Obwohl die Grossverteiler behaupten, die Selbst-Scan-Geräte würden das Personal an der Kasse nicht ersetzen, so bin ich doch überzeugt: Die Kassiererinnen und Kassierer werden irgendwann verschwinden. Und ich weiss: Die Menschen, die heute an der Kasse arbeiten, werden morgen nicht die grösste Jobauswahl haben, wenn Kunden und Maschinen ihre heutigen Tätigkeiten übernommen haben.

Nicht immer ist der Wandel der Arbeitswelt so sichtbar. Nicht immer ist es so einfach, sich diesem Wandel zu widersetzen, wie an der Supermarktkasse. Wir alle sind ein bisschen mitverantwortlich, wenn Jobs verloren gehen oder ersetzt werden, denn wir treiben den Wandel voran. Genauso sollten wir aber auch unseren Teil der Verantwortung übernehmen, wenn der Wandel Opfer erzeugt. Die technologische Entwicklung hat uns viele ­Annehmlichkeiten beschert. Der Wandel ist aber kein Selbstzweck, er muss letztlich der Gesellschaft dienen.

Die Situation für Menschen mit kleinem Schulrucksack ist schon im Jahre 2015 schwierig, aber für die meisten lassen sich Lösungen finden. Ob es auch in 20 Jahren noch genügend Jobs für diese Menschen gibt? Ich hoffe es, aber ich weiss es nicht. Als Gesellschaft muss uns das beschäftigen, als Sozialvorsteher beschäftigt es mich jedenfalls. Wir sollten alles daran setzen, dass möglichst viele Menschen einer sinnvollen Arbeit nachgehen und durch den Lohn ein würdiges Leben finanzieren können. Im Kleinen können wir weiterhin die Kassiererin dem Selbst-Scanner vorziehen. Im Grösseren können wir mit den richtigen Entscheiden in der Bildungs-, Wirtschafts- und Sozialpolitik die Opfer des Strukturwandels befähigen, ihre Position in der Arbeitswelt zu stärken.

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