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Stadtratskolumne

Andres Türler

Unfreiwillig freiwillig

Wo sitzen Sie im Zirkus am liebsten? Genau. Auf keinen Fall in der ersten Reihe, denn da besteht die Gefahr, dass man in die Manege geholt und dort öffentlich beklaut oder sonst wie vorgeführt wird. Wir Schweizer halten uns in solchen Momenten lieber zurück und schauen nach unten, um irgendwelchen Peinlichkeiten zu entgehen. Diese Gedanken hatte ich auch im Hinterkopf, als ich an der Verleihung des Zürcher Sportpreises einen Sitzplatz suchte. Ich kam an den Anlass, weil ein Mitarbeiter des EWZ aus Höngg mit dem Sportförderpreis ausgezeichnet wurde. Martin Kömeter hat sich über Jahre als Rettungsschwimmer um den Wassersport verdient gemacht und ist dabei nie im Rampenlicht gestanden. So nahm ich denn getrost in der zweiten Reihe Platz und glaubte, da meiner passiven Rolle an diesem Abend gewiss sein zu können. Umso mehr, als die Comedian auf der Bühne «Freiwillige» für ihre Nummer brauchte. Aber oha lätz – die Rechnung ging nicht auf. Obwohl ich mich weder gemeldet hatte noch in der ersten Reihe sass, fiel die Wahl auf mich! Ob es Zufall war oder nicht, bleibe dahingestellt. Jedenfalls hatte ich nun die Quittung für mein Bemühen, genau diese Situation zu vermeiden. Ich wurde zur Versuchsperson für eine App, die mir nach Eingabe weniger Daten eine Empfehlung für einen Beruf ausspuckte. Ein bisschen gespannt war ich schon, was bei dieser Beratung für mich herauskäme. «Detailhandelsverkäufer» lautete das Ergebnis. Und die Moral von der Geschichte? Wer zuletzt lacht, lacht am besten. In diesem Fall war es nicht nur das Publikum, sondern auch ich . . . Über mich selbst!

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