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Stadtratskolumne

Richard Wolff

Verkehrsberuhigung à la London

Vor zwei Wochen habe ich in London am Festival «Zürich Meets London» teilgenommen. Als ich während eines Stadtrundgangs zum Oxford Circus kam, traute ich meinen Augen nicht. Noch vor einigen Jahren ein unwirtlicher Ort mit viel Verkehr, ist es heute ein neu gestalteter, einladender Platz. Passanten geniessen Priorität, diagonale Fussgängerstreifen führen über den Platz. In Zürich würden wir von einer Begegnungszone sprechen.

An einer Konferenz im Rahmen des Festivals wurde ich dann darüber aufgeklärt, wie der öffentliche Raum – nicht nur der Oxford Circus – im Stadtzentrum verändert wird.

Es waren aber nicht etwa die Vertreter der ökologischen Verbände und auch keine Fussgänger-Lobbyistinnen, die die Vorteile fussgängerfreundlicher Stadträume anpriesen. Es waren die Politiker der City of Westminster, die gemeinsam mit Vertreterinnen des Gewerbes und der Immobilienbranche stolz präsentierten, wie sie in Londons Innenstadt den öffentlichen Raum aufwerten.

Da werden grosszügig Trottoirs verbreitert, Sackgassen anstelle von Durchfahrtsstrassen eingerichtet, neue kleine Plätze vor und zwischen Gebäuden geschaffen. Das Konzept löste anfänglich viel Skepsis aus, denn es geht fast immer zulasten der Verkehrsflächen für Fahrzeuge. Vor allem Transport for London – die VBZ Londons – äusserte grosse Bedenken.

Und heute? Alle scheinen zufrieden zu sein. Transport for London ist vom neuen Konzept überzeugt, denn die Busse verkehren nach wie vor pünktlich. Die Läden haben mehr und zufriedenere Besucherinnen, die Immobilienbranche freut sich ebenso wie die Anwohnenden und Arbeitskräfte über ein attraktiveres städtisches Umfeld. Und die Touristen reiben sich die Augen, wie eine so tief greifende Veränderung selbst in London möglich ist.

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