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Stadtratskolumne

Vom Herrschen und bald Regieren

Von: Gerold Lauber

Vor einiger Zeit habe ich mich an dieser Stelle über Regierende grosser Länder, der USA und der Türkei geäussert. Da war unter anderem zu lesen, im fernen Anatolien trauere Herr Erdogan dem grossen Osmanischen Reich, dem Sultantitel mit Kaiserstatus, nach, und auch von seinen Häschern war die Rede. Und dann – welche Ehre! Ein Mitarbeiter der grossen «NZZ am Sonntag», dem (oder der?) ja Schreiben Berufung und Beruf ist, scheint doch tatsächlich mein kleines «Persönlich» im Tagblatt zu lesen – und, dies nicht überraschend, sich zu ärgern. Am Ende des Beitrags «Classe politique» freut sich da also ein sonntäglicher NZZ-Glossist anonym und zusammen mit Herrn Erdogan über die Tatsache, dass ich in wenigen Monaten nun endlich abtrete. Werd ich ja auch, versprochen ist versprochen! So um die vier «Persönlich»-Beiträge werden die zwei sich noch gedulden müssen, und Pflichtlektüre ist mein «Persönlich» ja nie.

Nicht nur grosse Länder wollen regiert sein, auch in unserem Land geht das nicht ohne. Gerade heute richten sich wieder einmal alle Augen auf Bundesbern. Die Bundesversammlung hat die wichtige wie noble Aufgabe, das Bundesratskollegium zu komplettieren. Seit Wochen oder Monaten wird spekuliert, diskutiert, orakelt, analysiert, erwogen, versprochen und verworfen, Ränke geschmiedet und verschwiegen, umgarnt und gedroht. Vieles soll berücksichtigt werden, muss eine Rolle spielen: Alter und Geschlecht, Sprache und Herkunft, Parteibuch und Region. Das schränkt die Auswahl ein und führt nicht zwingend zur Kür der oder des «Wägsten». Wie, wenn wir die Bundesregierung direkt und nicht über den Umweg gewählter Mitglieder der Bundesversammlung wählen könnten? So weit sind wir wohl noch lange nicht. Heute aber könnte es durchaus zu Überraschungen kommen – das wäre doch ein Anfang.

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