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Stadtratskolumne

Martin Waser

Vom Wählen

Haben Sie Ihre Stimme abgegeben? Wenn Sie diese Zeilen lesen, sind die Wahlen vorbei. Während ich schreibe, stehen sie aber noch bevor. Ich kommentiere also nicht den Wahlausgang – den kenne ich noch gar nicht.
Durch Wahlen bestimmen wir die Mitglieder des Stadtrats und des Gemeinderats. Die Hoffnung dahinter ist, dass die Bevölkerung in ihrer Weisheit Leute aussucht, die den anstehenden Aufgaben gewachsen sind und die von ihren Werten und Haltungen her die unterschiedlichen Segmente der Gesellschaft repräsentieren. So bilden sich die Leute ja ihre Meinung: Sie fragen sich, ob eine Person die Fähigkeiten für die zu besetzende Funktion mitbringt und ob sie die eigenen Überzeugungen teilt – oder wenigstens Meinungen vertritt, von denen man denkt, dass sie im Gremium vertreten sein sollten.

Wahlen sind aber mehr als ein Mechanismus zur Besetzung von Ämtern. Einerseits integrieren sie jene, die wählen. Wer seine Stimme abgibt, zählt sich ja irgendwie dazu. Wer mitbestimmen darf, ist irgendwie akzeptiert. Deshalb finde ich es so wichtig, dass wir auch denen, die nicht hier geboren wurden, das Mitbestimmungsrecht nicht vorenthalten – am besten durch ein grosszügiges Einbürgerungsverfahren. Das Stimmrecht ist ein zentraler Bestandteil der Integration.

Andererseits legitimieren Wahlen jene, die gewählt werden: Das Verfahren war im Voraus klar, alle konnten mitreden, das Resultat ist, wie es ist. Vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, dass die meisten Menschen höchst allergisch auf schlechte Verlierer regieren, die nach dem Spiel an den Regeln herumnörgeln und die Zusammensetzung des Elektorats oder den Verlauf des Wahlkampfs beklagen. Wir wählen, um Resultate zu erhalten, die akzeptiert werden.

So bleiben schliesslich zwei Erkenntnisse. Erstens: Es kommt, wie es kommt. Zweitens: Es ist, wie es ist.

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