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Warum?

Auswanderer: Heute mit Martin Dietschi, Bolivien

Von: Andy Fischer

28. April 2015

Martin Dietschi lebte jahrelang im Seefeld. Seit letztem Juli atmet er Tag für Tag Höhenluft. La Paz, die Hauptstadt Boliviens, liegt zwischen 3200 und 4100 Meter über Meer. Hier befindet sich der höchstgelegene Regierungssitz der Erde. Martin Dietschis Wohnung, die er zusammen mit seiner argentinischen Frau bewohnt, liegt auf 3500 Metern.  «Man gewöhnt sich an diese Höhe», lacht der 40-Jährige. «Aber nach zwei Wochen Ferien muss man es gemütlicher nehmen, bis sich der Körper wieder angepasst hat.» Dietschi arbeitet in La Paz für die Entwicklungshilfeorganisation Swisscontact, die einen Beitrag leisten will zur Reduktion des wirtschaftlichen Gefälles auf diesem Planeten. Und in Bolivien, dem ärmsten Land Südamerikas, gibt es in Sachen Entwicklungshilfe viel zu tun. Wobei: Das Wort Entwicklungshilfe hört er nicht gern. «Unser Credo ist, dass Wirtschaftswachstum für alle der Weg aus der Armut ist. Das Wichtigste ist, dass die Menschen hier lernen, sich selbst zu helfen. Wir geben keine Almosen, wir übertragen Know-how. Darum sprechen wir von Entwicklungszusammenarbeit», so Dietschi, der an der ETH Chemie studiert hat. Er leitet in La Paz mehrere Projekte, alle im Umweltbereich. Eines davon ist ein Recyclingprojekt. Die Bolivianer sollen lernen, Haushaltsabfälle zu trennen. Das Ziel: Ärmere Leute können mit dem so gewonnenen Material Geld verdienen.


Das Leben in seiner neuen Heimat beschreibt der Zürcher als recht angenehm. «Im Verhältnis zu Teilen Afrikas oder zu Bangladesh, wo ich auch schon im Einsatz war, geht es den Menschen hier besser. Man kann sich frei bewegen, und in den Supermärkten gibt es fast alles zu kaufen.» Ab und zu komme bei ihm auch ein Stück Lama auf den Teller, «das schmeckt fast so wie Rindfleisch». Und was vermisst er in Bolivien? Dietschi: «Die Familie und Freunde natürlich. Es ist schon so, dass zu Hause alles viel besser funktioniert.» Schon für einfache Dinge wie ein Natel-Abo lösen brauche man viel Geduld. «Aber auch um solche Abläufe zu verbessern, sind wir ja schliesslich hier.»


www.swisscontact.org

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