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Warum?

Auswanderer: Heute mit Ulrich Wagner, Florida (USA)

Von: Clarissa Rohrbach

16. Juni 2015

Pralinés mit Butter? Und so teuer? Die Amerikaner staunten erst einmal über die exotischen Kreationen in Ulrich Wagners Confiserie in St. Louis, Missouri. Das war kurz nach 1962. Der gelernte Konditor war mit 22 Jahren in die USA ausgewandert, weil seine Mutter dort einen Bekannten hatte. «Damals machte man, was das Mami sagt.» Es waren andere Zeiten, meint der heute 75-Jährige. Man ging mit der Krawatte ins Niederdorf den Batzen ausgeben. Bei Honold, wo er nach der Lehre in Basel seine erste Stelle bekam, verdiente er 600 Franken im Monat. «Herr Honold was unforgiving – gnadenlos. Wir backten Torten so präzis wie ein Uhrwerk.»


   Fast 40 Jahre lang lebte Wagner in Missouri mit seiner Frau und zwei Kindern. Seine Cremeschnitte begeisterte die Amerikaner bis 1998. Dann schloss er das Geschäft und zog nach Cape Coral, Florida, ins Ferienhaus. Heute liegt er gerne mit seiner zweiten Frau und seiner Berner Sennenhündin – Heidi – am Pool. «Ohne Pool und Klimaanlage hält man hier den Sommer nicht aus.» Wagner nimmt mit anderen Schweizer Pensionierten an Ausflügen und Fondueabenden teil. Dass er dafür immer das Auto braucht, mag er nicht. «Das Fahren entfremdet die Leute hier.» Doch in die «überregulierte» Heimat würde er nicht zurückkehren. In Florida habe er alles, was er brauche: das Meer, seine Modelleisenbahn und eine Mini-Küche, in der er immer noch Pralinés zubereitet

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