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Warum?

"Milano ist nicht Italien"

Von: Clarissa Rohrbach

06. Oktober 2015

Heute mit Peter Julius Braem, Milano (IT)

«Geh nach Mailand, da läuft was!» Peter Julius Braem liess es sich nicht zweimal sagen. Es war 1960, Braem hatte soeben die Kunstgewerbeschule in Zürich abgeschlossen und wollte als Werber durchstarten. Während junge Grafiker in der Schweiz kaum eine Chance hatten, bekam er in Mailand prompt einen Vertrag bei Mondadori, dem grössten Verlag des Landes. Er promotete Zeitungen mit Millionenauflagen und wurde wenige Jahre später Art Director. «Mailand war damals noch provinziell, ich fuhr mit dem VW-Käfer um den Dom. Als wir mit den Bildern grosser Firmen wie Revlon aus New York warben, war das der letzte Schrei», sagt der heute 77-Jährige. Er nistete sich in Nord­italien ein, gründete seine eigene Agentur und heiratete eine Mailänderin, mit der er zwei Kinder hat.
Heute zieren Wolkenkratzer das Stadtbild, und die Metro fährt Braem zum Dom. Der Pensionierte malt gerne und gibt Workshops in Visual Merchandising. Am meisten schätzt er die grandiosen Konzerte und Ballette. «Milano und Italien, das ist ein himmelweiter Unterschied. Sagt ein Mailänder, er komme um 10 Uhr, kommt er auch um 10 Uhr.» Irgendwann, da würden auch die restlichen Italiener zu Europäern werden. Bis dann geniesst Braem seine Weltstadt.

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