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Warum?

Was macht eigentlich...

Von: Isabella Seemann

03. September 2013

Ingrid Grave, Ordensschwester

Selbst wenn sie im Wandertenue in den Bündner Bergen unterwegs ist, wird sie zuweilen noch von Fremden angesprochen: «Sind Sie nicht die von der Sternstunde?». Sechs Jahre lang, bis 2000, präsentierte Schwester Ingrid Grave beim Schweizer Fernsehen die «Sternstunden Kunst, Philosophie, Religion», die damals auch «die Sendung mit der Nonne» genannt wurde. Zudem sprach sie «Das Wort zum Sonntag». Die Dominikanerin war eine viel gehörte katholische Stimme in der Schweiz.

«Das war eine ungemein spannende Zeit in meinem Leben, ich begegnete vielen Menschen und durfte täglich Neues lernen», erinnert sich die 76-Jährige – blickt aber durchaus nicht mit Wehmut zurück. «Das Fernsehen ist nicht mein Leben.» Ihr Leben ist der Glaube. Nach ihrer Pensionierung hat sie sich wieder vermehrt ihrem Lebensmittelpunkt zugewandt, dem Kloster der Dominikanerinnen in Ilanz, wo sie sich mit vielerlei Projekten beschäftigt, die die Zukunft des Konvents sichern sollen.

Zeitweilig lebt die katholische Nonne aber noch immer in der Zwinglistadt. «Meine Gemeinschaft war immer draussen engagiert. Schon Dominikus schickte die Brüder zu den Menschen auf die Strasse.» Im «Haus zum Palmbaum» am Rindermarkt hat sie ein paar Zimmer gemietet, einen Gebetsraum eingerichtet, einen Treff für Frauen gegründet, und regelmässig zu Gebetsabenden eingeladen. Nur einen Katzensprung von ihrem Zürcher Zuhause entfernt befindet sich eine weitere Wirkstätte der Ordensfrau: die reformierte Predigerkirche. Hier engagiert sie sich in der Ökumene, bietet abwechselnd mit anderen Mittagsliturgien, Meditation und auch Seelsorge an. Jeder, der Beistand, Ermutigung oder Orientierung sucht, unabhängig vom Glauben oder Nicht-Glauben, kann unverbindlich und spontan vorbeikommen. Dabei erfährt Ingrid Grave von vielen traurigen Schicksalen. «Manch ein Mensch kommt sehr sorgenbeladen und bedrückt, doch oft hellt sich im Laufe des Gesprächs das Gesicht wieder auf, er fasst wieder Mut, doch im Leben weiterzugehen.»

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