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Die Frage aller Fragen
Von: Matthias Ackeret
Kurz gesagt
Kurz vor Jahresende war ich in Basel. Dialektisch gesehen, das fast schon perfektere Zürich. Provokant grüsst einen bei der Einfahrt der St.-Jakob-Park, die Heimstätte des FC Basel. Der letzte Eindruck von Zürich ist hingegen die Ruinenlandschaft des Hardturms. Selbst der Rhein führt in Basel sechs Mal mehr Wasser als die Limmat. Und als wollte man den Zürchern die Grösse noch plakativ vor Augen führen, hat Roche mittlerweile zwei Türme hingestellt, die «unseren» Prime Tower um Längen übertreffen.
Trotzdem würde aber niemand von der «Weltstadt Basel» sprechen. Der bekannte Basler Journalist Michael Bahnerth gestand mir einmal, dass er bei seinen Zürich- Besuchen ein leichtes Unwohlsein verspüre und sich nach seiner Heimatstadt zurücksehne. Was erstaunt: Bahnerth lebte in Berlin und New York. Die Frage, ob Zürich nun wirklich eine Weltstadt sei, ist höchstwahrscheinlich jene, die wir uns im Geheimen auch 2023 am meisten stellen; trotz Gender- und Klimadiskussion. Zahlen- mässig gesehen ist es keine, da können wir nicht einmal mit Stuttgart mithalten. Gefühlt aber schon, denn eine richtige Weltstadt zeichnet aus, dass sie seine Grösse nicht ständig betonen muss. Es ist das Zürich-Phänomen, dass gerade Nichtzürcher Zürich als übermächtig empfinden.
Ich erinnere mich, wie uns Roger Schawinski beim Tele-Züri-Start einbläute, dass Zürich nun als einzige Schweizer Stadt ihr eigenes Fernsehen habe. Für einen kurzen Moment überlegte man sich sogar, eine Aufzeichnung der aktuellen Sendung mit dem Swissair-Nachtflug nach New York zu transportieren, um sie ins dortige Kabelnetz einzuspeisen. Von Weltstadt zu Weltstadt sozusagen. Tröstlich aber für alle Basler: Selbst Zürich hat keinen Bundesrat. Das macht sie schon weltstadtverdächtig.
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