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Album

Tattoo you

Von: Christian Messikommer

23. Juli 2018

Ich hätte echt gerne ein Tattoo. Irgendwas supercooles, kunstvoll in die Haut getackertes, das mir nie verleidet. Und genau da liegt der Haken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir so ein Bild nicht irgendwann doch öd wird. Dann tätowiere dir doch einen Namen, sagen die einen. Aber welchen? Meinen? Den meiner Frau, oder meiner Töchter? Dann denken doch alle, ich sei vergesslich. Den eines Nachbarn? Oder den eines ehemaligen Mitarbeiters? Oder irgendeinen aus dem Telefonbuch? Und wo tätowiere ich ihn? Die meisten empfehlen ja einen Ort, «wo’s nicht so drauf ankommt». Meinen sie damit den Kanton Aargau oder eine Stelle an meinem Körper, an der eine Verunstaltung nicht so schlimm ist? Ich habe auch keinen Maori-Häuptling in meiner näheren Verwandtschaft, also drängt sich auch kein Tribal-Tattoo auf.

Bis ich ein Sujet gefunden habe, schaue ich mir lieber die Tattoos von anderen Leuten an. Wenn jemand Text auf den Rippen hat, muss ich lesen. Aber irgendwie ist es trotzdem peinlich, wenn ich dabei erwischt werde. Cool sind alte Tattoos aus der Zeit vor der Rechtschreibreform. Bei japanischen Schriftzeichen kommt mir immer wieder der Typ in den Sinn, der glaubte, dass er mit den Zeichen für «Entschlossenheit», «Integrität» und «Stärke» unter den Menschen wandelt, dabei hat ihm der Scherzkeks «Schweinefleisch süss-sauer» in die Haut genagelt.

Neulich hat eine junge Mutter stolz ihr neues «Tat» herumgezeigt. Das Sujet war die erste Freihandzeichnung ihres hochbegabten zweijährigen Fortpflanzes. Jepp, genauso hat es ausgesehen. Aber in Zeiten von Botox hebt da keiner mehr die Augenbraue. Meinen Töchtern habe ich übrigens erlaubt, sich etwas stechen zu lassen. Vorausgesetzt, es gelingt dem Tätowierer, meine unversehrten Kinder aus meinen kalten, toten Händen zu reissen.

Mehr Text auf www.messiswelt.com

 

 

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