mobile Navigation

Gut zu wissen

Alte Skifelle aus Naturfell. Bild: tutti.ch

Tortur mit der Steighilfe

Von: Sacha Beuth

07. Januar 2020

In der Serie «Nostalgische Fundstücke» stellt das «Tagblatt» Objekte, Unternehmen oder Berufe vor, die früher eine markante Rolle im Leben der Stadt und ihrer Bürger spielten, nun aber zum Leidwesen vieler verschwunden sind. Heute erinnert sich «Tagblatt»-Leserin Gabriella Groppetti (66) aus Wollishofen an die Skifelle.

«Während meiner Primarschulzeit in den 60er Jahren besuchte ich das Schulhaus Kern im Kreis 4. Damals waren Winterklassenlager für alle Schüler ein Muss. Offenbar war die Lehrerschaft der Meinung, frische Luft würde uns Zürcher Stadtkindern nicht schaden.

Mit Sack und Pack reisten wir jeweils in die bescheidenen Unterkünfte in Wildhaus, Adelboden oder sonst einen schneesicheren Ort in den Bergen, um Ski zu fahren. Trotz der willkommenen Abwechslung wurden diese Tage aber oft zur Tortur. In den von uns besuchten Gebieten gab es nämlich weder Ski- noch Sessellifte. Um Ski zu fahren, musste darum erst einmal der Berg erklommen werden. Dafür gab es als Steighilfen Skifelle aus Naturfell. Allein bis die störrischen, harten Kuhhaarteile mit den von der Kälte klammen Händen über die Skis gezogen waren, dauerte es lange. Und dann erst der Aufstieg: Mit gespreizten Beinen Schritt für Schritt durch den Tiefschnee bergauf zu kraxeln, war Mühsal pur. Oben am Berg hiess es dann ‹d Fäli wieder abmontiere› und die Talfahrt konnte beginnen. In den ersten Tagen des Lagers war Muskelkater vorprogrammiert und wir Schüler abends so erschöpft, dass uns und die Lust, irgendwelche Spässchen zu treiben und die Lehrer zu ärgern, gründlich vergangen war.»

Laut Wikipedia bestanden Skifelle früher meist aus den Seehund-, Kuh- oder anderen Naturfellen. Heute wird dafür in der Regel ein Fellflor, der aus Synthetikfasern (meistens Polyamid) oder Mohair gewoben ist, benutzt. Mohair bietet zur Verwendung als Skifell optimale Eigenschaften, denn diese feine, aber robuste Naturfaser nimmt fast keine Feuchtigkeit auf und bleibt auch bei grosser Kälte weich und geschmeidig.

Das «Tagblatt» bedankt sich bei Gabriella Groppetti für ihren Beitrag mit einem original «Tagblatt»-Kugelschreiber von Caran d’Ache und hofft auf weitere Vorschläge für diese Serie (bitte E-Mail senden an: gewinn@tagblattzuerich.ch, Stichwort: Nostalgie).

zurück zu Gut zu wissen

Artikel bewerten

Gefällt mir 1 ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare