Gut zu wissen
Zürcher und die Shoah
Von: Jan Strobel
In der Datenbank der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem finden sich auch Opfer mit Zürcher Geburtsurkunde.
Als vor 70 Jahren die Nazi-Mordmaschinerie an den europäischen Juden auf Hochtouren lief, schien das die Schweiz lediglich am Rand zu betreffen. Ein Blick in die Datenbank der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zeigt allerdings: Unter den 6 Millionen Opfern des Holocaust finden sich auch gebürtige Zürcher. Berta Bloch zum Beispiel. 1889 wurde sie in Zürich geboren, war Kinderfräulein und Pflegerin und zog irgendwann nach Würzburg um. Am 23. September 1943 kam Bloch nach Theresienstadt und wurde dort ermordet. Oder Salomon Gluck, 1914 in Zürich geboren, nachdem seine Eltern aus Polen in die Schweiz eingewandert waren. Gluck wurde in Frankreich Physiker und schloss sich während der deutschen Besatzung der Résistance an. 1944 wurde er verhaftet und schliesslich nach Estland deportiert.
Rosa Sticki, geborene Makov, kam 1908 in Zürich zur Welt. Mit der Heirat des Franzosen Bernhard Sticki verlor sie das Schweizer Bürgerrecht. Als sich die Katastrophe abzeichnete, ersuchte sie von Frankreich aus die Schweizer Behörden trotzdem um Hilfe, vergeblich. Zusammen mit ihren drei Kindern Florentine, Mauricette und Marie wurde Sticki nach Auschwitz deportiert und am 16. April 1944 ermordet. Ihr Mann überlebte als Einziger der jungen Familie den Holocaust.
Unter den Opfern findet sich auch Henri Ullmann aus Höngg, den es ebenfalls nach Frankreich verschlagen hatte. Ullmann kam mit Transport Nr. 69 von Drancy nach Auschwitz. Die Zürcher Geburtsurkunde konnte auch Alfons Loewy nicht retten. Er lebte in Bratislava und starb 1942 im KZ Sobibor – mit sechs Jahren.
Lesen Sie hier: Als der "Todesengel von Auschwitz" nach Zürich kam
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