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Interview

Stefan Calefice, Präsident des Deutschen Clubs Zürich. Collage: PD / Adobes Stock

«Es braucht neue Impulse»

Von: Sacha Beuth

28. September 2021

Die Bundestagswahlen in ihrem Heimatland zogen auch die in Zürich lebenden Deutschen in ihren Bann. Stefan Calefice (53), ehrenamtlicher Präsident des Deutschen Clubs Zürich, hofft, dass nun die neue Regierung Probleme wie Klimawandel oder Rentensicherheit endlich anpackt – egal mit welcher Koalition. 

Nach den Bundestagswahlen vom Sonntag bekommt Deutschland eine neue Regierung. Was sich die in Zürich lebenden Deutschen von dieser erhoffen und wie sie die Wahl erlebten, weiss Stefan Calefice (53), Vermögensverwalter und Präsident des Deutschen Clubs Zürich.

Die Bundestagswahlen in Deutschland sind vorüber. Die SPD ist mit 25,7 Prozentpunkten knappe Siegerin vor der CDU / CSU (24,1 Prozent). Was halten Sie vom Resultat?

Stefan Calefice: Einerseits ist es nicht überraschend, dass die SPD gewonnen hat, da sie im Wahlkampf gegenüber früher viel geschlossener und souveräner auftrat, während die CDU /CSU in sich zerstritten war. Allerdings haben wir durch den knappen Ausgang nun die verrückte Situation, dass die Wahl zwar vorbei, aber noch nicht entschieden ist. Denn ob die SPD oder die CDU / CSU die neue Regierung anführt und den Kanzler stellt, hängt von den Grünen und der FDP ab. Nur mit beiden als Juniorpartner hat eine der beiden grossen Parteien im Bundestag die Mehrheit. Mal sehen, für wen sie sich entscheiden.

Wie erlebten die Zürich-Deutschen den Wahlkampf und die Wahl?

Egal, welchem politischen Lager man angehört, kann man sagen, dass der Wahlkampf so spannend war wie selten zuvor. Nur schon der Umstand, wer nach 16 Jahren als Kanzlerin auf Angela Merkel folgt, bewegte die Leute. Dann war da die Frage, inwieweit sich die Fauxpas und Fehler der Spitzenkandidaten auswirken würden. Und ich glaube die Mehrzahl der Zürich-Deutschen ist froh, dass es keinen Durchmarsch der CDU / CSU gab. Man wünschte sich einen Wechsel, doch er sollte nicht zu radikal sein.

Welcher Partei sind die in Zürich lebenden Deutschen mehrheitlich zugetan?

Meiner Einschätzung nach sind die meisten freiheitlich-liberal denkende Menschen, sympathisieren also in erster Linie mit der FDP. Handkehrum sollte man den Einfluss der SPD nicht unterschätzen, hat sie meines Wissens doch als einzige deutsche Partei auch eine Vertretung in Zürich.

Gibt es in diesem Punkt Unterschiede zwischen Neuzuzügern und «alteingesessenen Zürich-Deutschen»?

Ich glaube ja. Zumindest habe ich den Eindruck, dass Neuzuzüger – da in der Tendenz jünger als die Alteingesessenen – auf Themen wie Klimawandel und soziale Ungerechtigkeit sensibler reagieren und damit eher die Grünen wählen, während ältere Semester mit den grossen Parteien und der grossen Koalition aufgewachsen sind und darum eher konservativer unterwegs sind.

Welche Koalition wäre für die Beziehung Schweiz - Deutschland und für die Zürich-Deutschen die Beste?

Das ist ziemlich egal. Hauptsache ist, dass es neue Impulse gibt und die wird es mit jeder Koalition geben.

Was sind die dringendsten Themen, die die neue Regierung in Deutschland angehen muss?

Sie muss heisse Eisen wie den Klimawandel, die Sicherung der Renten und den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie anpacken. Auch hier braucht es neue Impulse – selbst wenn dafür unpopuläre Massnahmen nötig sind. Und Deutschland muss aussenpolitisch wieder mit mehr Gewicht auftreten und mehr Verantwortung übernehmen.

 

 

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