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Ob gross oder klein: Alle Hunde müssen zur Brut- und Setzzeit an die Leine. (Bild: PD)

Kein Freilauf für Hunde

Von: Isabella Seemann

16. April 2024

Beim Gassigehen Rücksicht aufs Wild nehmen: Hunde müssen in den Zürcher Wäldern noch bis Ende Juli an die Leine. 

Cäsar und Cleopatra haben keine Wahl. Nach der Ankunft ihrer standesgemässen Karosse auf dem Adlisberg werden die beiden Königspudel angeleint – und bleiben es während des ganzen Waldspaziergangs. Ihr Herrchen handelt vorbildlich: verantwortungsbewusst – und gesetzeskonform. Denn seit dem 1. April und noch bis zum 31. Juli gilt im Kanton Zürich im Wald und bis 50 Meter ausserhalb des Waldes eine allgemeine Leinenpflicht für Hunde. Die Regelung wurde mit dem revidierten Zürcher Jagdgesetz beschlossen, das 2023 in Kraft trat, ist im kantonalen Hundegesetz verankert und gilt jährlich in der besagten Zeitspanne.

«Während der Brut- und Setzzeit von Wildtieren, die hauptsächlich im Frühling und Sommer stattfindet, sind viele Tiere besonders empfindlich», begründet Wildhüter Fabian Kern, Fachbereichsleiter Wildschonrevier bei Grün Stadt Zürich, die Massnahme. «Rehkitze, Jungtiere und Bodenbrüter benötigen Ruhe und Schutz. Wenn Hunde frei herumlaufen, können sie diese Tiere stören, verletzen oder töten, ihre Nester zerstören oder sie in Panik versetzen.» Ob Chihuahua oder Deutsche Dogge, ob gutmütiger Labrador-Senior oder übermütiger Spaniel-Welpe: Das Gesetz gilt für alle Hunde. Die Art oder Länge der Hundeleine spielt keine Rolle. Schlepp- und Rollleinen sind zulässig, solange die Hundehalter ihren Hund festhalten und kontrollieren.

Selbst wenn man darauf vertraut, dass der Hund einem Zuruf Folge leisten wird, kann gerade eine frische Wildspur den natürlichen Jagdinstinkt wecken. Das führt immer wieder zu einem «Ausbüchsen» des Hundes und anschliessendem Verfolgen und Hetzen des Wildes. Das heimische Wild ist nach den langen Wintermonaten geschwächt und verliert auf der Flucht viel wertvolle Energie. Nicht selten erleiden die Tiere dabei einen Herzstillstand oder Abort. Verletzte Tiere verenden oft qualvoll oder müssen von ihren Leiden erlöst werden. Jungtiere gehen ein, weil das Muttertier fehlt. Auch blosses Aufstöbern und Beschnüffeln bedeutet für Bambi und Co. einen enormen Stress. Im ganzen Kanton Zürich wurden in der Vergangenheit bis zu 100 Wildtiere pro Jahr von Hunden gerissen.


Zeit der Milde vorbei

Obwohl der Leinenzwang unter Hündelern ein emotionales Thema ist, seien während der ersten temporären Leinenpflicht nach ihrer Einführung letztes Jahr die Erfahrungen vor Ort zumeist sehr positiv gewesen, erzählt der Jäger und ehemalige Polizist Fabian Kern. «Die meisten Menschen wissen, dass sie damit helfen, die Tierwelt zu schützen, Konflikte zu minimieren und die Natur zu bewahren.» Hundehalter, die sich nicht an die Regelungen des kantonalen Hundegesetzes halten, müssen mit Konsequenzen rechnen. «Polizei, Wildhüter und Jagdaufseher können Ordnungsbussen verhängen. In gravierenden Fällen kann sogar ein Strafverfahren eingeleitet werden», mahnt Fabian Kern.

Während der temporären Leinenpflicht 2023 wurden bei der Stadtpolizei Zürich 22 Ordnungsbussen à 60 Franken ausgesprochen. Säumige Hündeler wurden meist zuerst über die Neuerung aufgeklärt und ermahnt. Anfang April 2024 sind in der Stadt Zürich 9943 Hunde gemeldet. Nun sollten die Hundehalter nicht mehr mit Milde rechnen, wenn sie ihrem Hund im Wald oder am Waldrand frei laufen lassen.

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Leserkommentare

Christine Dobler Gross - Mir fällt vorallem auf, dass die Stadt begonnen hat, Zäune zu entfernen, was grundsätzlich sympathisch ist, nicht aber ohne flankierende Massnahmen, welche die Hündeler in die Pflicht nehmen. Zumindest sollten mehr Andieleine-Tafeln aufgestellt werden.
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Vor 2 Wochen 20 Stunden  · 
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Hug R. - ja, ich habe gelernt, dass - bevor ein öffentlicher Raum für das Publikum geöffnet wird - vorgängig (etwa 1 Jahr vorher) die Besucherlenkung eingeführt wird, damit die Spaziergänger sich daran gewöhnen können, bevor was schief läuft.

Vor 2 Wochen 17 Stunden  · 
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Marlise Plankensteiner - Jeden Tag gehe ich mit meinem Hund spazieren. Sehr oft im Entlisbergwald. Waren es letztes Jahr noch die meisten Hundehalter, die sich an die Leinenpflicht gehalten haben, sind es dieses Jahr nur noch 50-60%. Es gibt auch nirgendwo Schilder, die auf die Leinenplflicht
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Vor 1 Woche 5 Tagen  · 
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