Warum?
Was macht eigentlich ...
Von: Andy Fischer
Charles Clerc, Ex-Tagesschau-Moderator?
Bei Charles Clerc brauchts kein Vorher-nachher-Bild. Der ehemalige Moderator der «Tagesschau»-Hauptausgabe hat sich seit seinem Bildschirmabschied vor genau neun Jahren kaum verändert. Sein Alltag aber schon. «Heute Morgen habe ich meine beiden Katzen gefüttert, zwei drei Besorgungen gemacht, und jetzt bin ich hier», sagt er gut gelaunt bei unserem Treffen um 10 Uhr im Sprüngli.
Wenn möglich geht er jeden zweiten Morgen ins Krafttraining im Activ-Fitness am Stauffacher. Dazu kommt ein Engagement bei der Schweizerischen Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte, für die er Hörbücher produziert. «Das mach ich, weils Spass macht und auch weils etwas Soziales ist», sagt Clerc und fügt gleich an: «Aber das Soziale steht gar nicht so sehr im Vordergrund – ich werde ja schliesslich für diese Arbeit bezahlt.»
Welches ist der eindrücklichste Beitrag, den er als «Tagesschau»-Mann ankündigte. Der gebürtige Freiburger muss nicht lange nach einer Antwort suchen: «Das war während des Bosnienkriegs, als ein Einkaufszentrum in Sarajevo bombardiert worden war. Der Bruder eines Todesopfers stellte sich einen Tag danach vors Einkaufszentrum und spielte eine Cellosuite von Bach. Wir zeigten ihn eine Minute lang, eine Ewigkeit für die ‹Tagesschau›. Das war sehr bewegend.» Den Abschied vom Bildschirm war für Clerc nicht schwierig: «Es war ein guter Zeitpunkt, ich habe danach eigentlich nichts vermisst.»
Im Mai wird er 70. «Das assoziiert man so mit Grossvater. Ich freue mich nicht speziell darauf. Aber ich nehms hin.» Es ist 10.30 Uhr. Clerc muss noch zwei Tonhalle-Tickets abholen, sonst noch Kleinigkeiten erledigen, und abends ist er zum Znacht eingeladen. «Ich führe ein recht angenehmes und beschauliches Pensioniertenleben und eile nicht von Termin zu Termin», sagt er völlig relaxed und verabschiedet sich. Jetzt kommt die freundliche Serviceangestellte zu mir und sagt: «Das war jetzt aber wirklich toll, endlich habe ich Charles Clerc wieder einmal gesehen. Er war der beste ‹Tagesschau›-Moderator, den es gab.»
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