Gut zu wissen

Im November 1979 stürmten aufgehetzte Studenten die US-Botschaft in Teheran. Bilder: PD
Die falsche Filmcrew und die Ayatollahs
Von: Jan Strobel
In Zürich endete eine der spektakulärsten und kreativsten Befreiungsaktionen.
Als Swissair-Flug 363 aus Teheran am 27. Januar 1980 in Zürich landete, fand damit gleichzeitig eine der spektakulärsten Befreiungsaktionen der Geheimdienstgeschichte ihr Ende. In Kloten gingen, unbemerkt von der Öffentlichkeit, sechs US-Bürger von Bord, begleitet von CIA-Agenten. Die vier Männer und zwei Frauen waren Wochen zuvor nur knapp der Erstürmung der US-Botschaft in der iranischen Hauptstadt entkommen. Sie hatten dort als Konsulatsbeamte gearbeitet und wurden von der revolutionären Dynamik nach dem Sturz des Shahs überrollt. Ein Mob aufgehetzter Studenten hatte am 4. November 1979 die Botschaft gestürmt und hielt dort 52 Amerikaner als Geiseln.
Dem Grüppchen war es nach einer Flucht durch Teheran schliesslich gelungen, in der kanadischen Botschaft abzutauchen, wo sich die sechs für Wochen verschanzten. In Absprache mit der kanadischen Regierung arbeitete nun die CIA einen Befreiungsplan aus. CIA-Agent Tony Mendez gab sich vor den iranischen Behörden als Kevin Costa Harkins aus, einen fiktiven irischen Filmproduzenten, der im Iran zu Recherchen für seinen neuen Science-Fiction-Film «Argo» unterwegs sein sollte. Zur Tarnung gründeten die CIA-Leute sogar eine eigene «Produktionsfirma» und schalteten Anzeigen zum angeblichen Filmprojekt in Hochglanzmagazinen. Die untergetauchten US-Bürger nahmen die Rolle der Filmcrew ein und wurden mit neuen Identitäten ausgestattet. Der Coup gelang, die Ausreise über den Teheraner Flughafen ging ohne Zwischenfälle über die Bühne. Die Swissair-Maschine trug übrigens den Namen «Aargau» – für Robert Anders, einer der befreiten Konsulatsmitarbeiter, war dieser Name kein Zufall, sondern ebenfalls von der CIA ausgewählt. Zu sehr erinnerte Anders «Aargau» an «Argo». «Ihr denkt einfach an alles», soll er seinem Befreier Tony Mendez lachend zugerufen haben, als er die Maschine nach Zürich bestieg.
CIA-Plakat für die angebliche Filmproduktion «Argo».
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